
„Risiko, dass Schulen Hotspots werden, ist gering“
Im Interview mit FOCUS Online spricht sich der Vorsitzende der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugenmedizin und Chefarzt der Kinderklinik Passau Matthias Keller für die Öffnung der Schulen aus: „Die Kinder brauchen die Schule, die Bildung und die Sozialkontakte dort für ihre kindliche Entwicklung. Genauso wie die Struktur, die sie ihnen gibt. Das gilt gerade für Kinder aus bildungsfernen Familien. Viele Lehrer berichten uns, dass sie zunehmend die Verbindung zu den Kindern verlieren. Die Schulen fehlen massiv als Leitinstanzen. Deswegen sind wir jetzt in der riesigen Verantwortung, den Kindern so schnell wie möglich wieder einen regelhaften Schulbesuch zu ermöglichen.“Für eine sichere Öffnung brauche es dabei Dreierlei: verantwortungsvolle Erwachsene, ein Fernbleiben infizierter Schüler vom Unterricht oder andersrum ein schnelles Erkennen und sinnvolle Hygienemassnahmen wie gründliches Händewaschen und Lüften. „In weiterführenden Schulen halte ich starre Regeln ohne das parallele Schaffen eines persönlichen Hygienebewusstseins nicht für sinnvoll. Dann halten sich die Schüler vielleicht bis nachmittags an die Regeln. Sobald sie aus der Schule raus sind, treffen sie sich aber und machen abends gemeinsam Party – was sie ja gesetzlich dürfen und was auch absolut nachvollziehbar ist. Nur würde das die strikten Regeln während der Schulzeit ad absurdum führen und wir haben nichts gewonnen.“ Im Fall einzelner lokaler Infektionsausbrüche im Herbst, müsse man ausserdem alles dafür tun, unspezifische Schließungen von Schulen und auch Kitas zu verhindern.